Artikel, 25.03.2021

Die Arbeitswelt nach Corona: 5 Fragen, mit denen Sie sich jetzt beschäftigen sollten.

Arbeiten im Home-Office. Meeten via Teams. Networking auf Zoom. Und Zusammenarbeit mit Miro. Eine Ausnahmesituation? Oder ist das unsere neue Arbeitsrealität?  Fragen Sie sich auch wie die Corona-Krise unsere Arbeitswelt verändert wird?

Dann werden Sie sich mit unseren 5 Fragen sicher auch gerade beschäftigen. Als New Work Beratung, versuchen wir täglich Antworten auf diese drängendsten Fragen unserer Kunden zu finden und möchten unsere Erkenntnisse und Denkanstöße gern mit Ihnen teilen. Selbstverständlich freuen wir uns auf Ihr Feedback und stehen Ihnen gern als Ansprech- und Diskussionspartner zur Verfügung.

Frage 1: Home-Office: Ausnahme oder Regel?

Seit Monaten sitzt ein Großteil der Beschäftigten im Home-Office. Das Arbeiten von Zuhause ist für viele Normalität geworden. Auch die kürzlich von der Bundesregierung erlassene Verordnung, die ein Home-Office Angebot für Unternehmen bis mindestens Mitte März verpflichtend macht, wird dieser Entwicklung noch einmal einen ordentlichen Schub geben. Ein Zurück wird es aus unserer Sicht nicht mehr geben – das Home-Office als eine für Arbeitnehmer und Arbeitgeber attraktive Arbeitsplatzoption wird bleiben und auf eine professionellere Ebene gehoben. Unternehmen sollten deshalb ihre schnell und pragmatisch eingeführten Home-Office Vorgaben in langfristig gedachte Konzepte für flexibles, hybrides Arbeiten wandeln. Und dieses sollte über allgemeine Regeln für Meetings, technische Soft- und Hardware und die Ausstattung des Heimarbeitsplatzes hinausgehen. Vor allem ein genauer Blick auf die Firmenkultur und das Erkennen erforderlicher Kompetenzen für das Arbeiten und Führen auf Distanz ist jetzt wichtig. Denn New Work Werte wie Freiheit, Mitbestimmung und Eigenverantwortung gewinnen in einem flexiblen, ortsunabhängigen Arbeitsmodell noch einmal wesentlich an Bedeutung.

Frage 2: Wie viel Home-Office ist gut?

Diese Frage wird uns alle sicherlich in den nächsten Monaten und Jahren beschäftigen. Eine aktuelle Studie des deutschen Digitalverbandes Bitkom zeigt, dass die Produktivität im Home-Office nicht leidet. Im Gegenteil, der Großteil der ArbeitnehmerInnen schätzt die Produktivität im Home-Office sogar höher ein. Rund 35% sitzen zeitlich sogar deutlich länger am Schreibtisch und einer der wichtigsten Gründe scheint hier das verschwimmen von Arbeit und Privatleben zu sein. Man könnte meinen, dass diese Fakten aus Sicht der Arbeitgeber als sehr positiv zu bewerten sind. Aber an dieser Stelle ist Vorsicht geboten, denn häufig geht diese Mehrarbeit und die fehlende Abgrenzung von Beruf und Privatem zulasten der Gesundheit. Denn anstelle einer gesunden Work-Life-Balance, tritt nun abrupt eine Work-Life Integration, die zwar flexibles, selbstbestimmtes Arbeiten fördert und gerade Eltern bessere Möglichkeiten in Bezug auf die Kinderbetreuung bietet, die aber auch schnell an ihre Grenzen kommen. Denn wer jetzt nicht Selbstfürsorge betreibt, sich nicht klare Regeln setzt und Auszeiten verordnet, wird langfristig in Dauerstress verfallen. Erschöpfung, gesundheitliche Probleme und Burnout können die Folge sein. Das Thema Gesundheit und Wellbeing muss deshalb im Home-Office einen noch höheren Stellenwert einnehmen. Auf bewusste Pausen, Entspannungsübungen zwischendurch, gesundes Essen und einen, nach gesundheitlichen Aspekten, ausgestatteten Arbeitsplatz sollte größter Wert gelegt werden. Aber auch die mentale Gesundheit, die im Home-Office leicht durch ein Gefühl von Isolation und fehlendes Miteinander leiden kann, muss stärkere Beachtung finden. Das Büro wird schon aus diesem Grund ein wichtiger Ort des Zusammenkommens bleiben. So verwundert es auch nicht, dass ein Großteil der MitarbeiterInnen wieder ins Büro zurückkehren und maximal 1-3 Tage im Home-Office arbeiten möchte.

Frage 3: Führen aus dem Home-Office kann das funktionieren?

Vor eine besonders große Herausforderung wurden im vergangenen Jahr die Führungskräfte gestellt. Denn plötzlich waren die MitarbeiterInnen nicht mehr physisch sichtbar und erreichbar. Die allgemeine Stimmungslage ließ sich nicht mehr von den Gesichtern ablesen und Konfliktsituationen waberten viel zu lange im virtuellen Raum, ohne zeitnah aufgelöst zu werden. Führungskräfte, die ihre Hauptaufgabe bisher darin sahen Entscheidungen zu treffen, zu delegieren und zu kontrollieren, mussten ihre Führungsstrategie und ihr Verhalten jetzt ändern. Und nachdem Veränderungen ein aktives Umdenken und Zeit brauchen, verwundert es nicht, dass laut einer Studie des Digital-Netzwerks D21 bisher nur 25% der Führungskräfte möchten, dass ihre MitarbeiterInnen mehr im Home-Office arbeiten als vor der Krise.

Coachen, Befähigen, Motivieren – Sorgen und Konflikte auch auf Distanz erkennen und lösen – diese Fähigkeiten braucht Führung auf Distanz. Die Führungskraft der Zukunft muss nahbarer werden und Eigenschaften, wie Einfühlungsvermögen, Empathie und Vertrauen mitbringen. Denn Teams virtuell zu führen bedeutet auch, die Kompetenzen der Mitarbeitenden genau zu kennen, Verantwortung zu übertragen und loslassen zu können. Selbstverständlich ist eine solche Führungskultur für hybride Teams nur auf Basis einer nachvollziehbaren Strategie und klaren Zielen möglich. Auch die in der physischen Welt gut funktionierenden Arbeitsprozesse müssen in die virtuelle Welt übersetzt und um Aktivitäten zur Stärkung des Wir-Gefühls ergänzt werden. Nur wenn die Mitarbeitenden ihren Rahmen und ihre Richtung kennen und sich verstanden fühlen, können sie sich in ihrem Tun sicher fühlen.

Frage 4: Ist unser Wir-Gefühl noch real oder schon virtuell?

Spaß, Motivation und letztlich auch Produktivität wurden schon immer maßgeblich von einem guten Betriebsklima beeinflusst. So empfindet ein Großteil der ArbeitnehmerInnen soziale Kontakte und ein positives Miteinander am Arbeitsplatz mindestens ebenso wichtig, wie das Aufgabenfeld selbst. Meetings, Gruppenarbeiten oder gemeinsame Mittagessen ermöglichen soziale Interaktion, geben das Gefühl an einem Strang zu ziehen und schaffen Identifikation mit dem Unternehmen. Natürlich lässt sich das auch nahezu vollständig virtuell abbilden – von der virtuellen Weihnachtsfeier mit gemeinsamem Kochen und Zumba-Session, bis hin zum virtuellen Kaffee oder Zoom-Lunch. Aber – lässt sich reales Miteinander wirklich durch ein virtuelles ersetzen? Wohl kaum – denn wir Menschen sind soziale Wesen, die Gesellschaft und physisches Miteinander als Motor für echte Glücksgefühle, für Kreativität und Motivation brauchen. Wie sehr – das haben die meisten in der aktuellen Krise selbst erfahren können. War das Home-Office vor der Pandemie noch ein hart erkämpftes Privileg, so ist das Büro inzwischen wohl zu einen Ort geworden, den sich viele wieder herbeisehnen – natürlich ohne die Möglichkeit des Home-Office wieder aufgeben zu müssen.

Frage 5: Das Büro: ein alter Hut oder ein neuer Sehnsuchtsort?

Nachdem das Arbeiten im Home-Office sich nun etabliert hat und bei Arbeitnehmern und Arbeitgebern größtenteils auf Zustimmung trifft, steht nicht selten die provokative Frage im Raum, ob das Büro zukünftig überhaupt noch gebraucht wird. Darüber hinaus stellen Unternehmen schon konkretere Überlegungen zur Reduktion von Büroflächen an. Als New Work Beratung sehen wir die aktuellen Entwicklungen jedoch ganzheitlicher. Schließlich gehört flexibles Arbeiten und Home-Office schon seit Jahren zu erfolgreichen Arbeitsplatzkonzepten innovativer Unternehmen. Unserer Meinung nach wird das Büro weder redundant, noch benötigt es weniger Fläche. Im Gegenteil – in vielen Fällen sollte eher über ein mehr an Fläche nachgedacht werden. Aktuell macht die Krisensituation räumliche Distanz im Büro sogar zu einer Voraussetzung fürs Arbeiten. Und selbst wenn die Krise überstanden ist – in zukunftsorientierten Bürokonzepten sollten mögliche Krisensituationen und eine Flexibilität der Flächen mitgedacht werden.  

Aktuelle Trends und Entwicklungen zeigen aber auch, dass sich die Nutzung der Büros grundlegend verändern wird und die Krise diesen Prozess enorm beschleunigt hat. So wird langfristig der klassische Arbeitsort zu einem Begegnungsort, der Menschen, Erfahrungen, Ideen und Emotionen zusammenbringt. Ein wertvoller Ort, für den man sich bewusst entscheidet. Sei es, um gemeinsam mit Kollegen an Projekten zu arbeiten, Erfahrungen zu teilen, von anderen zu lernen oder einfach nur um sich zu sehen und auszutauschen. Konzentriertes, fokussiertes Arbeiten wird zukünftig im Home-Office oder vielleicht auch in einem Co-Working Space in der Nähe des Wohnortes stattfinden und feste Arbeitsplätze werden großzügigen Arbeitslandschaften weichen. Open-Spaces mit einem vielfältigen Arbeitsplatz- und Meetingangebot, Innovations-Labs, Work-Cafés, Fitness- und Entspannungsräume oder Outdoorareale werden diese Landschaften zunehmend prägen und Zusammenarbeit, Wissensaustausch und soziales Miteinander unterstützen. Das Büro wird mehr denn je die wichtige Aufgabe haben den MitarbeiterInnen eine Heimat zu geben, Identifikation mit dem Unternehmen und dem einzigartigen Firmenspirit zu schaffen und mit hochattraktiven Flächen Mitarbeitern und Kunden Wertschätzung zu demonstrieren.

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