Artikel, 13,09.2019

New Work. Experience matters.

New Work – ein Phänomen unserer Zeit. Seit Jahren ist der Megatrend in aller Munde. Und doch gibt es ein ganz unterschiedliches Verständnis. Bilder vom Google Mitarbeiter im firmeneigenen Bällebad oder dem coolen Loft-Büro, vermitteln das Gefühl, das Büro stehe im Mittelpunkt von New Work.

Der locker-lässige Chef in Turnschuhen und Jeans, für den Arbeit überall und zu jeder Zeit stattfinden kann, weist eher auf ein neues Arbeits- und Führungsverständnis hin. Was also ist New Work wirklich?

Gehen wir zurück zu den Anfängen der Arbeit.  Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich unsere Industriegesellschaft und Ende des 19. Jahrhunderts befinden wir uns bereits inmitten einer von Massenproduktion geprägten Arbeitswelt. Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt sich die soziale Markwirtschaft weiter, eine zunehmende Automatisierung und Globalisierung beginnt – mit großen Auswirkungen auf Wirtschaft, Soziales, Umwelt und Arbeit.

 

 

Schon Mitte der Achtziger Jahre befasste sich Sozialphilosoph und Gründer der New Work Bewegung Frithjof Bergmann intensiv mit der Frage nach der „Freiheit des Menschen“. Auch er erkannte, die Auswirkungen unseres auf Gewinnmaximierung ausgelegten Wirtschaftssystems auf den Menschen und die Arbeitswelt. Nichts schien den Menschen unfreier zu machen als Arbeiten: starre Hierarchien, fixe Arbeitszeiten, vorgegebene Prozesse und trostlose Arbeitsplätze. Eine von Bergmanns prägenden Aussagen beschreibt das sehr gut: „Die meisten Menschen erleben Arbeit wie eine milde Krankheit: „Es ist Mittwoch, zwei Tage halte ich noch aus, dann ist es vorbei…“. Bergmann sieht moderne Technologie dabei aber nicht als Gefahr für den Erhalt von Arbeitsplätzen, sondern als einen wichtigen „Enabler“ von New Work. Er ist der Meinung, wenn zukünftig viele Tätigkeiten von Maschinen übernommen werden, kann die gewonnene Zeit sinnvoll eingesetzt werden. In Bergmanns Vision von New Work, werden die Menschen zukünftig nur einen Teil ihrer Arbeitszeit mit Erwerbsarbeit verbringen, die restliche Zeit wird ihnen für sinngebende Aufgaben und zur Erfüllung ihrer persönlichen Ziele zur Verfügung stehen.

Dazu ist ein Blick auf die Auswirkungen von Wirtschaftswachstum, Globalisierung und Automatisierung interessant. Diese sind nicht nur mitverantwortlich für die großen Herausforderungen unserer Zeit – wie beispielsweise den Klimawandel oder die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich – sie formen auch die neuen Aufgaben der Arbeit. Nicht mehr das ungebremste Wirtschaftswachstum wird im Fokus stehen, sondern vielmehr die Entwicklung intelligenter Lösungen zur Rettung unserer Welt.

 

 

Schon jetzt zeigen Bewegungen wie die „Fridays for Future“ Initiative, dass gerade die jungen Generationen sich diesen Themen widmen wollen. Die Generationen Y und Z, deren materielle, soziale und kulturelle Grundbedürfnisse weitestgehend gedeckt sind, suchen verstärkt nach Sinnhaftigkeit. Sie wollen Einfluss nehmen und ihre Welt mitgestalten. Arbeit und Privatleben sollen dabei im Fluss sein und die Arbeit soll persönliche Visionen und Ziele unterstützen.

Ist New Work also sinnstiftende Arbeit? Der Sinn der Arbeit sollte auf jeden Fall im Fokus stehen. Ebenso wie die persönliche Freiheit, Wahlmöglichkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft.  Aber um Arbeit nicht nur sinnvoll, sondern auch rundum positiv zu erleben, ist eine ganzheitliche Sicht auf das Arbeiten wichtig.

 

 

Für Arbeitgeber bedeutet das: Menschen brauchen eine Vision, die ihnen täglich das Gefühl gibt, dass sie einen wesentlichen Beitrag zu den „großen Zielen, die unsere Welt verbessern“ leisten. Eine starke Unternehmensvision, die dies erfüllt und eine Firmenkultur die auf Respekt, Vertrauen und Wertschätzung setzt, sind deshalb die Basis um New Work im Unternehmen zu verankern. Wertschätzung wird aber nicht nur in der Kultur widergespiegelt – auch die Arbeitsumgebung zeigt wieviel der Mitarbeiter dem Unternehmen wert ist. Büroräume, die das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter fördern, Innovation möglich machen und Identität schaffen sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Aber auch moderne Arbeitsplatztechnologien, die flexibles Arbeiten und Zusammenarbeit ermöglichen und Serviceleistungen, die den Mitarbeitern private und geschäftliche Aufgaben abnehmen, unterstützen die Work-Life-Balance der Mitarbeiter.

Sind alle Aspekte gleichermaßen berücksichtigt und im Unternehmen verankert, kann sinnstiftende Arbeit passioniert und zielorientiert realisiert werden.

(Fotos: Nordea Bank, Design: workplace solutions, Warschau)

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